Walter Fallegger
Bewohner
Warum hast du dich für diesen Lebensstil entschieden?
Schon in meiner Jugend, und später mit meiner eigenen Familie, verbrachte ich viel Zeit in der freien Natur. Diese Zeiten sind mir in bester Erinnerung geblieben, da sie von Freiheit, Abenteuer und einem engen Kontakt zur Natur geprägt waren. Ein minimalistischer Lebensstil bringt nicht nur weniger Ablenkung durch materielle Besitztümer, sondern auch mehr Raum für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, frei nach dem Motto: «Weniger ist oft mehr».
Warum sollte dies deiner Meinung nach, weiterhin erlaubt sein?
Dieser Lebensstil ist eine bewusste Entscheidung, die mir die Freiheit gibt, mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ich diskriminiere niemanden mit meiner Wahl, sondern zeige vielmehr, wie vielfältig Lebensformen sein können. Diese Freiheit ist ein hohes Gut, das uns zugestanden wird und das wir sehr schätzen. Darüber hinaus bedeutet das Leben auf dem Campingplatz für mich eine hohe Lebensqualität.
Was schätzt du am Camping
Das Leben auf dem Campingplatz bedeutet für mich Freiheit und die Möglichkeit, die Natur hautnah zu erleben. Ich schätze besonders die sozialen Kontakte mit Gleichgesinnten, die ich hier pflegen kann. Es ist eine besondere Gemeinschaft, die durch gegenseitige Unterstützung und ein gemeinsames Verständnis für diesen Lebensstil geprägt ist. Zudem hat mir dieser Lebensstil ein Bewusstsein dafür vermittelt, dass das Leben eine hohe Qualität hat, wenn man mit wenigem zufrieden ist.
Was ist deine Erfahrung mit diesem Lebensstil bzw. Wohnform nach all den Jahren, in denen du hier wohnst?
Nach 8 Jahren auf dem Campingplatz Schützenweiher kann ich nur sagen: ich möchte es nicht missen. Das Leben auf dem Campingplatz hat mir gezeigt, dass wahre Lebensqualität nicht durch materielle Besitztümer, sondern durch die Freiheit und die Nähe zur Natur definiert wird. Hier habe ich die Möglichkeit, jeden Tag die frische Luft zu geniessen und die Sonnenaufgänge und -untergänge zu bewundern, etwas, das in einer städtischen Umgebung oft verloren geht. Ich schätze die Gemeinschaft und die gegenseitige Unterstützung unter den Bewohnern des Campingplatzes sehr. Diese Erfahrungen und die einfache Lebensweise haben mir ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und Freude gebracht, das ich in der städtischen Hektik nie gefunden habe.
Persönliche Anekdote
Ich erinnere mich an meinen zweiten Winter hier auf dem Platz. Es war anfangs November und der Himmel beschloss, uns mit einem massiven Schneefall zu überraschen. Binnen weniger Stunden war die Landschaft in ein weisses Meer verwandelt, und die Bäume rund um uns kämpften unter der schweren Last. Die schwächsten Äste konnten dem Druck nicht standhalten und brachen krachend zu Boden.
Irgendwann an diesem Tag wurde beschlossen, dass jene Bewohner, welche ihr Zuhause unter Bäumen hatten, evakuiert werden und die Nacht an einem «sicheren» Ort verbringen sollen. Gesagt getan. Am Morgen danach kamen schwere Fahrzeuge und alle gefährdeten Bäume wurden gerüttelt und geschüttelt und zum Teil die faulen Äste entfernt. Es war ein beeindruckendes Schauspiel und gleichzeitig eine Erinnerung daran, wie klein und verletzlich wir Menschen im Vergleich zur Natur sind. Trotz unserer Bemühungen, die Natur zu kontrollieren, zeigt sie uns immer wieder ihre unbändige Kraft und Schönheit.
